TikTok, Instagram, Snapchat – für viele Jugendliche gehören diese Apps ganz selbstverständlich zum Alltag. Wir scrollen, liken, posten oft stundenlang und kaum ein Jugendlicher kommt heute ohne Social Media aus. Doch was macht das eigentlich mit unserer Psyche? Fühlen wir uns danach wirklich besser oder eher schlechter? Um genau das herauszufinden, habe ich an unserer Schule eine Umfrage durchgeführt und Interviews mit einer Lehrerin sowie unserer Schulsozialarbeiterin
geführt.
Viele der befragten Schülerinnen gaben an, täglich zwischen ein und sechs Stunden auf Social Media zu verbringen. TikTok, YouTube und Instagram gehören dabei zu den am häufigsten genutzten Plattformen. Die meisten nutzen Social Media zur Unterhaltung, Ablenkung oder aus Langeweile, aber auch, um mit Freunden in Kontakt zu bleiben. Doch obwohl es Spaß macht, gibt es auch negative Seiten. Ein Großteil der Jugendlichen vergleicht sich beim Scrollen mit anderen, sei es mit dem Körper, dem Gewicht, dem Aussehen anderer, mit der Kleidung oder mit dem Lifestyle. Einige sagen sogar, dass sie sich nach der Nutzung schlechter fühlen als vorher. Das zeigt, wie stark Social Media unser Selbstwertgefühl beeinflussen kann, oft ohne dass wir es bewusst merken.
Auch aus Sicht der Lehrkräfte spielt Social Media im Alltag von Jugendlichen eine große Rolle. Eine Lehrerin berichtete im Interview, dass sie zwar im Unterricht selbst wenig direkte Auswirkungen beobachtet, aber sie zum Beispiel in Aufsätzen oder Gesprächen mitbekommt, dass sich viele Schülerinnen und Schüler mit sich selbst und ihrem Körper unwohl fühlen. Sie sagte, dass sie gerade in Erörterungen oft merke, wie sehr Schönheitsideale aus dem Internet das Denken und Empfinden beeinflussen. Mädchen beginnen sich früher zu schminken, Jungen fühlen sich unter Druck gesetzt, muskulös zu wirken. Dabei geht es nicht nur ums Aussehen, sondern auch um unrealistische Vorstellungen von Beziehungen, wie sie auf Social Media dargestellt werden, welche bei vielen Jugendlichen zu Verunsicherung führen. Zudem verändert sich die Sprache der Jugendlichen enorm. Es werden viele Begriffe oder Inhalte übernommen, ohne den richtigen Kontext zu kennen oder ihn richtig anzuwenden, was die Kommunikation mit Lehrkräften manchmal erschwert. Besonders deutlich zeigen sich diese Veränderungen in der siebten bis neunten Klasse. In dieser Zeit sind sie besonders anfällig für den Druck, der durch Social Media entstehen kann. Die Lehrerin selbst nutzt Instagram, aber bewusst und vor allem, um sich über das Weltgeschehen zu informieren, beispielsweise über die „Tagesschau“. TikTok hingegen sieht sie kritisch, weil der Algorithmus Nutzerinnen stundenlang festhalten kann und man schnell das Zeitgefühl verliert.
Unsere Schulsozialarbeiterin berichtete ebenfalls, dass sie regelmäßig mit der negativen Seite von Social Media konfrontiert wird. In ihrem Arbeitsalltag spielen Probleme wie Mobbing im Klassenchat, verletzende Kommentare auf Plattformen oder auch Einsamkeit durch Ausgrenzung eine große Rolle. Viele Jugendliche kommen mit Stress, Unsicherheiten oder sogar Essstörungen zu ihr, häufig ausgelöst durch Vergleiche mit anderen. In einzelnen Fällen musste sie auch bereits aktiv eingreifen, etwa bei starkem Cybermobbing oder wenn Schülerinnen psychisch sehr belastet waren. Trotz dieser Erfahrungen sieht sie Social Media nicht grundsätzlich negativ. Sie sagt, dass es dazugehört, es aber wichtig sei, dass man bewusst damit umgeht. In Gesprächen versucht sie, individuell auf die Schülerinnen einzugehen. Sie ermutigt sie dazu, offen über ihre Sorgen zu sprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Eltern und Lehrkräfte rät sie, nicht zu kontrollieren, sondern in engem Austausch mit den Jugendlichen zu bleiben. Es helfe viel mehr, Zeit miteinander zu verbringen, zu reden und klare Regeln zu vereinbaren, als nur zu verbieten oder zu überwachen. Trotzdem sollte man sich darüber informieren, wem die Jugendlichen online folgen, mit wem sie schreiben oder welche Inhalte sie konsumieren, ohne dabei misstrauisch zu sein.
Sowohl die Lehrerin als auch die Schulsozialarbeiterin geben den Jugendlichen ähnliche Tipps mit auf den Weg:
● Inhalte hinterfragen und nicht alles glauben, was online gezeigt wird.
● Nur Menschen folgen, die einem guttun.
● Bestimmte Themen blockieren/einschränken die einem nicht guttun.
● Einen Privaten Account haben, um die Privatsphäre zu schützen.
● Zeitlimits setzen und Social Media bewusst in der Freizeit nutzen –> nicht in der Schule oder beim Lernen.
● Vor allem aber: Wenn man merkt, dass einem Social Media nicht guttut, sollte man sich nicht zurückziehen, sondern mit jemandem reden, sei es mit Freunden, Eltern, Lehrkräften oder Vertrauenspersonen
Social Media ist heute nicht mehr wegzudenken. Es kann verbinden, informieren und unterhalten, aber auch stressen, verunsichern und sogar krank machen. Die Umfrage an unserer Schule und die Gespräche mit der Lehrerin und der Schulsozialarbeiterin zeigen deutlich, wie wichtig ein gesunder Umgang mit den sozialen Medien ist. Es geht nicht darum, alles zu verbieten, sondern darum, achtsam zu sein, ehrlich zu sich selbst zu bleiben und sich Hilfe zu holen, wenn man merkt, dass einem das ständige Vergleichen und Scrollen schadet. Denn kein Like der Welt ist wichtiger als dein eigenes Wohlbefinden und deine Gesundheit.