Stell dir vor, du bist in der ersten Klasse und hast plötzlich einen großen Freund oder eine große Freundin, der oder die jede Woche nur für dich da ist. Jemand, der mit dir spielt, redet, bastelt, ein Eis essen geht oder einfach nur zuhört. Genau das passiert bei Balu und Du, einem bundesweiten Mentorenprogramm, das in diesem Schuljahr auch bei uns am Weinberg-Gymnasium und an der Seeberg-Grundschule gestartet hat.
Balu und Du ist ein Projekt, bei dem junge Erwachsene, zum Beispiel Studierende, Azubis oder Oberstufenschüler:innen, eine Patenschaft für ein sozial benachteiligtes Grundschulkind übernehmen. Die Großen heißen „Balus“, die Kleinen „Moglis“. Benannt nach den Figuren aus dem Dschungelbuch. So wie Balu sich im Film um Mogli kümmert, sind auch die Balus für ihre Moglis da. Einmal in der Woche treffen sich die beiden und verbringen Zeit miteinander. Für die Moglis ist das etwas ganz Besonderes: Viele erleben zum ersten Mal, dass jemand sich regelmäßig Zeit nur für sie nimmt.
Auch die Balus lernen dabei viel, sie übernehmen Verantwortung, wachsen an ihren Aufgaben und merken, wie viel kleine Gesten bewirken können. „Balu und Du“ gibt es an vielen Orten in Deutschland. Und jetzt eben auch bei uns, dank der Zusammenarbeit zwischen der Seeberg-Grundschule und dem Weinberg-Gymnasium.
Eine der zentralen Personen, die das Projekt zwischen dem Weinberg-Gymnasium und der Seeberg-Grundschule möglich gemacht haben, ist Frau Köppe von der Seeberg-Grundschule. Gemeinsam mit Frau Rücker und Frau Hamdorf vom Weinberg-Gymnasium hat sie dazu beigetragen, dass „Balu und Du“ an beiden Schulen starten konnte. Um ihre Sichtweise und Motivation besser zu verstehen, folgt nun ein Interview, in dem Frau Köppe Einblicke in die Entstehung, Ziele und Wirkung des Projekts gibt. Besonders am Herzen lag ihr dabei, Kindern mit besonderem Unterstützungsbedarf die Möglichkeit zu geben, eine feste Bezugsperson außerhalb des Unterrichts zu haben. Auf die Frage, was sie dazu bewegt habe dieses Projekt zu starten, antwortet sie: „Frau Rücker informierte mich über das Projekt, das erstmalig am Weinberg-Gymnasium mit Kooperation einer Grundschule starten sollte. Es hörte sich sowohl für die Balus als auch für die Moglis sehr vielversprechend und wertvoll an.“ Die Auswahl der Moglis traf sie bewusst: „Da ich zurzeit Klassenlehrerin einer 1. Klasse bin, wollte ich gern Kinder aus meiner Klasse für das Projekt gewinnen. Die ausgewählten Kinder sind nicht-deutscher Herkunftssprache und überwiegend zurückhaltend. Gern wollte ich genau den sechs Kindern die enge Beziehung zu einem Jugendlichen ermöglichen.“ Auch der Verlauf des Projekts sei positiv: „Ich finde es sehr schön, dass die Paare miteinander harmonieren und es zu regelmäßigen Treffen kommt. Manchmal ist es aber nicht einfach, sechs freie Räume in der Schule zu finden.“ Die Rückmeldungen der Kinder seien begeistert: „Die Kinder freuen sich immer riesig auf ihren Balu und fiebern ihrer Abholung aus dem Hort entgegen. Gern erzählen sie über Erlebtes und berichten, ob gespielt, gebastelt oder ein Spielplatzbesuch unternommen wurde.“ Auch von den Eltern habe sie nur Positives gehört: „Die Eltern freuten sich über das tolle Angebot und bedankten sich, dass ihr Kind ausgewählt wurde.“
Ich selbst bin eine der sechs Schülerin des Weinberg-Gymnasiums, die aktuell als Balus mitmachen und mir macht dieses Projekt unfassbar viel Spaß. Es ist einfach super schön und herzerwärmend, wie sehr sich die Kinder auf einen freuen. Schon nach kurzer Zeit spürt man, dass die Kinder einem vertrauen, sich öffnen, lachen, erzählen und einfach die Zeit mit einem genießen. Es geht gar nicht darum, etwas „Großes“ zu machen. Oft reicht ein gemeinsamer Spaziergang, ein Spielplatzbesuch oder ein Gespräch über das, was in der Schule passiert ist. Ich kann „Balu und Du“ wirklich jedem ans Herz legen, der gerne mit Kindern zu tun hat, der Lust hat, etwas Sinnvolles zu tun oder einfach einem kleinen Menschen eine schöne Zeit schenken möchte. Denn am Ende ist es nicht nur ein Geschenk an die Kinder. Es ist auch eines an sich selbst.