Ein Artikel für alle Schüler:innen von Klasse 5 bis 12 – mit Unterstützung von Frau Slania, unserer Schulsozialarbeiterin
Warum überhaupt über Drogen sprechen?
Alkohol, Cannabis, TikTok-Trends und Rap-Songs – viele von uns begegnen dem Thema Drogen beiläufig, ohne wirklich darüber zu sprechen. Doch was bedeutet es eigentlich, süchtig zu sein? Warum konsumieren Menschen überhaupt? Und wie kann man mit Risiken klug und verantwortungsvoll umgehen?

Chillout Potsdam bietet Antworten – nicht mit Angst oder Verboten, sondern mit ehrlicher Beratung, Aufklärung und echter Unterstützung. Es ist wichtig, sich mit dem Thema Drogen auseinanderzusetzen. Denn wer Risiken kennt, kann sich selbst oder anderen besser helfen – bevor es zu Problemen kommt.
Was ist Chillout?
Der vollständige Name des Vereins lautet „Verein zur Förderung akzeptierender Drogenarbeit und Jugendarbeit“. Seit rund 30 Jahren ist Chillout in Potsdam aktiv und bietet:
- Workshops an Schulen,
- Beratungsgespräche für Jugendliche und Eltern,
- sowie Fortbildungen für Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter:innen.
Das Ziel: Junge Menschen stärken – emotional, gesundheitlich, sozial und im Umgang mit schwierigen Situationen. Dabei geht es nicht um Verurteilung, sondern um Verständnis: Warum konsumiert jemand? Welche Alternativen gibt es? Wie lassen sich Risiken verringern?
Prävention von der Grundschule bis zur Oberstufe
Schon in der Grundschule setzt Chillout auf Themen wie Gefühle, Konfliktlösung und Selbstwert. Denn: Wer früh lernt, über Probleme zu sprechen und mit Stress umzugehen, greift später seltener zu Ersatzmitteln wie Alkohol oder exzessivem Gaming.
Ab Klasse 6 oder 7 werden die Themen konkreter:
Was ist Cannabis? Welche Wirkung hat Alkohol auf den Körper? Warum ist Mischkonsum gefährlich? Und vor allem: Was ist meine eigene Haltung dazu? Wie denke ich über Leute, die konsumieren?
„Seid lieb zu euch selbst und achtsam miteinander.
Weil wenn wir ohne so einen krassen perfektionistischen und ohne so einen krass leistungsorientierten Anspruch an uns und unsere Mitmenschen durch die Welt gehen, dann wird vieles einfacher und vieles menschlicher miteinander.
Und dann ist meine Hoffnung […], dass sich weniger Menschen in den problematischen Drogenkonsum […] flüchten.“
— Michel Bonath, Chillout Potsdam
Der akzeptierende Ansatz: Verständnis statt Verbote
„Wir gehen nicht hin und sagen: ‚Finger weg!‘ – das bringt meist wenig“, erklärt Michel Bonath, Mitglied bei Chillout. Das Ziel ist Konsumkompetenz – also die Fähigkeit, sich gut zu informieren, eigenständig Entscheidungen zu treffen und Risiken einschätzen zu können. Statt Angst oder Verboten steht der Dialog im Mittelpunkt.
Dazu gehören auch sogenannte Verhaltenssüchte, etwa bei Gaming, Mediennutzung oder sozialen Netzwerken. Auch hier geht es bei Chillout nicht um Schuldgefühle, sondern um Verständnis und Selbstreflexion.
Medien, Rap & TikTok – wie Popkultur Drogen darstellt
Ob auf TikTok oder in Rap-Songs – Drogen sind in der Popkultur ständig präsent. Besonders in der Musikszene werden Substanzen wie Cannabis, MDMA oder Tilidin oft unkritisch oder sogar als cool dargestellt. Viele Künstler machen Konsum zu einem Teil ihres Images – die Risiken bleiben oft unerwähnt.
Auf TikTok kursieren Clips, in denen „erste Male“ mit Drogen gezeigt werden – verharmlosend und ohne Aufklärung. „13- oder 14-Jährige sehen solche Inhalte oft, bevor sie echte Infos bekommen“, warnt Bonath.
Daher überlegt Chillout, künftig gezielt Musik in Workshops einzusetzen: Was sagen die Songtexte wirklich aus? Was wird weggelassen? Wie kann man kritisch damit umgehen? Popkultur prägt Meinungen – vielleicht kann sie auch der Ausgangspunkt für echte Aufklärung sein.
Was sind eigentlich „Drogen“?
Um Drogen besser zu verstehen, arbeitet Chillout mit dem sogenannten Wirkungsdreieck. Dieses teilt Substanzen in drei Wirkungsrichtungen ein:
- Upper (anregend): z. B. Speed, Ecstasy (MDMA), Koffein
- Downer (dämpfend): z. B. Alkohol, Cannabis, Beruhigungsmittel
- Psychedelika (wahrnehmungsverändernd): z. B. LSD, Magic Mushrooms
Man spricht von einer substanzbezogenen Gebrauchsstörung, wenn der Konsum problematisch wird. Daneben gibt es auch verhaltensbezogene Störungen, z. B. durch übermäßiges Shopping, Sport oder Sex. Diese Einteilung hilft, Wirkungen besser zu verstehen – egal ob im Partykontext oder bei Alltagsdrogen.
→ Wer sich weiter informieren möchte:
https://www.praxis-suchtmedizin.ch/index.php/de/designerdrogen/allgemeine-infos/klassifikation-psychoaktiver-substanzen
Drogenpolitik und Realität – Warum Legalisierung nicht reicht
Seit Frühjahr 2024 ist Cannabis in Deutschland teilweise legalisiert – allerdings nur für Erwachsene und unter strengen Bedingungen. Der Konsum für Minderjährige bleibt verboten. Cannabis darf nicht einfach verkauft werden, sondern nur über sogenannte Anbau-Clubs oder durch privaten Eigenanbau bezogen werden.
Was auf dem Papier gut klingt – sauberes, kontrolliertes Gras statt Schwarzmarktware – sieht in der Realität oft anders aus. „Die Idee geht in die richtige Richtung“, meint Michel Bonath, „aber sie passt nicht zur Lebenswirklichkeit vieler Menschen.“ Die Vorgaben für Anbau-Clubs seien so streng, dass sie für Gelegenheitskonsumenten kaum umsetzbar seien.
Ein weiteres Problem: Die Weitergabe von Cannabis ist weiterhin strafbar, selbst wenn der Konsum legal war. Im Gegensatz dazu ist Alkohol in Deutschland weitgehend normalisiert – selbst in vielen Familien.
Zudem hängt die Umsetzung des Gesetzes stark vom jeweiligen Bundesland ab. Einige Behörden arbeiten kooperativ, andere gelten laut Bonath als „engstirnig“. Das Ergebnis: Jugendliche haben oft keinen besseren Schutz als vorher – und der Schwarzmarkt mit seinen Risiken bleibt bestehen.
Und bei uns an der Schule?
Auch unsere Schulsozialarbeiterin Frau Slania ist für euch da. Ihr Motto:
„Du bist nicht allein – zusammen geht’s leichter.“
Sie organisiert Gespräche, vermittelt Kontakte zu Chillout und ist Ansprechpartnerin für alle, die sich Sorgen machen – um sich selbst oder um andere.
📧 E-Mail: s.slania@paragraph-13.de
📞 Telefon: 0176 – 14489022
🏫 Raum: 106.4
Warum echte Prävention uns alle stärker macht
Drogenprävention ist kein Vortrag mit erhobenem Zeigefinger. Es geht ums Zuhören, Fragenstellen, Alternativen finden. Es geht darum zu lernen, wie man mit Stress, Leistungsdruck oder Gruppenzwang umgeht – und wie man Hilfe bekommt, wenn man sie braucht.
Chillout Potsdam und Frau Slania zeigen:
Prävention macht Mut.
Mut, zu sich zu stehen.
Mut, ehrlich zu sein.
Mut, sich helfen zu lassen.