Künstliche Intelligenz im Klassenzimmer: Revolution des Lernens oder Gefahr für Bildung?

Ein Schüler lässt seine Hausaufgabe von ChatGPT schreiben. Klingt nach Zukunft? Ist längst Realität. Künstliche Intelligenz (KI) ist nicht nur in der Arbeitswelt oder im Alltag angekommen, auch in der Schule wird sie immer präsenter. Viele Schüler nutzen KI-Tools zur Unterstützung ihrer schulischen Aufgaben, doch das sorgt für Diskussionen: Hilft KI wirklich beim Lernen, oder macht sie bequem und abhängig? Dieser Frage bin ich gezielt nachgegangen, mit einer Umfrage unter Schülern und einem Interview mit dem stellvertretenden Schulleiter des WBG Herrn Draeger.

Was ist überhaupt Künstliche Intelligenz? KI bezeichnet Systeme, die in der Lage sind, Aufgaben zu übernehmen, für die üblicherweise menschliches Denken notwendig ist, etwa das Schreiben von Texten, Übersetzen vom Deutschen in eine andere Sprache, Zusammenfassen längerer Inhalte oder Rechnen. Bekannte Tools wie ChatGPT, DeepL oder Grammarly werden dabei immer beliebter, auch unter Schülerinnen und Schülern. Doch ist es in Ordnung, vielleicht sogar ratsam oder im Gegenteil abzulehnen, KI für Schulaufgaben zu nutzen? Die Meinungen sind geteilt.

KI kann im Schulalltag durchaus hilfreich sein: Texte schneller verstehen oder zusammenfassen, Fehler in Hausaufgaben finden, Ideen für Aufsätze sammeln oder bei der Fremdsprachenkorrektur helfen. Laut meiner Schülerumfrage nutzen viele MitschülerInnen KI bereits regelmäßig für diese Zwecke, vor allem zur Unterstützung bei Hausaufgaben oder zur Inspiration. Inspiration sieht auch Herr Draeger als positiven Zweck an: „Die KI kann Aufgaben, die oft am Anfang stehen, wie das Sammeln von Ideen, das Strukturieren und Organisieren, das Formulieren von einfachen Texten/Textabschnitten übernehmen und somit den Schülerinnen und Schüler viel Raum für das weitere, kreative aber auch anspruchsvollere Arbeiten geben“. Eine große Mehrheit ist sich jedoch sicher: KI wird das Lernen in Zukunft stark verändern. Auch die Lehrkräfte beschäftigen sich zunehmend mit Künstlicher Intelligenz. Herr Draeger berichtet im Interview, dass er sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Er sieht große Veränderungen durch KI: „Schon an den Universitäten merkt man, dass sich die Leistungserbringung verändert hat. Das wird auch in den Schulen passieren.“ Besonders spannend ist seine Meinung zur Nutzung von KI durch Schüler. Herr Draeger hält es nicht grundsätzlich für problematisch, wenn Schüler KI nutzen, allerdings nur, wenn sie damit reflektiert umgehen. Das heißt, Schüler sollten lernen, KI-generierte Texte kritisch zu hinterfragen und eigene Gedanken einzubringen. Ähnlich sehen es auch die Schüler. Die meisten finden die Nutzung von KI legitim, solange man die Inhalte versteht. Andere halten es gänzlich für einen Betrug. Denn auch die Kehrseite der KI ist deutlich spürbar. Risiken und Herausforderungen bestehen darin, dass Schüler Texte ungeprüft übernehmen könnten, das eigene Denken verkümmert. Zudem besteht die Gefahr der Abhängigkeit. Herr Draeger betont in seinem Interview: „Die Gefahr, sich vollends auf die KI zu verlassen, halte ich für gefährlich. Am Ende müssen immer noch wir einschätzen können, wie die Ergebnisse, die eine KI produziert hat, einzuordnen und/oder zu nutzen sind.“ Die Herausforderung sei deshalb, einen bewussten Umgang zu fördern, denn einfaches Kopieren helfe niemandem. Auch viele Schüler zeigen in der Umfrage Bedenken, sehen aber trotzdem überwiegende Vorteile. Deshalb beantworteten die meisten SchülerInnen die Frage, ob KI offiziell im Unterricht erlaubt sein sollte, mit ja. Einige sehen sogar die KI als Hilfsmittel wie einen Taschenrechner an. Herr Draeger spricht sich dafür aus, klare Schulregeln zur Nutzung von KI aufzustellen: „Jede Schule ist gut beraten, sich ausführlich Gedanken darüber zu machen, wie an einer Schule mit KI umgegangen werden sollte und wo sie reglementiert werden sollte.“ Dennoch ist er überzeugt, dass KI langfristig Teil des Lehrplans werden wird.

Schülerumfrage: Was denkt die 11. Klasse?
43 SchülerInnen haben anonym geantwortet. Hier die Ergebnisse:

FrageHäufigste Antwort
Nutzt du KI für schulische Zwecke?Ja, regelmäßig (über 75 %)
Wofür nutzt du sie?Zusammenfassen, Übersetzen, Hausaufgaben
Findest du das okay?Ja, wenn man versteht, was man übernimmt
Wird KI das Lernen verändern?Ja, aber nur als Unterstützung
Sollte KI erlaubt sein?Ja, aber regelbasiert

Die Ergebnisse der Umfrage und das Lehrer-Interview zeigen eines ganz deutlich: KI ist weder Fluch noch Segen. Entscheidend ist unser Umgang mit KI, wie wir sie nutzen – ob wir sie nur benutzen oder mit ihr lernen, unsere Gedanken zu schärfen, die Perspektive zu weiten, stärker zu differenzieren, abzuwägen, zu unterscheiden und klug zu entscheiden, kurz: besser zu werden. Es kommt also darauf an, wie man sie in diesem Spannungsfeld nutzt – zwischen hilfreicher praktischer Unterstützung einerseits und der Gefahr, eigenständiges Denken zu verlernen, andererseits.

Klar ist: KI wird die Schule verändern. Es liegt an uns, SchülerInnen und Lehrkräften, einen verantwortungsvollen Umgang mit ihr zu finden.

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