Interview mit Frau Gießen

Wilkommensladen der Ukraine-Hilfe

Die 5000€ Spendengeld wurden endlich an die Ukraine-Hilfe hier in Kleinmachnow übergeben. Was mit dem Geld gemacht wird, interessiert nicht nur Sie, sondern auch uns. Deshalb haben wir mit Frau Geisse ein Interview geführt. Außerdem wollten wir uns selbst ein Bild über die Organisation verschaffen und  sind in den Wilkommensladen der Ukraine-Hilfe  in der Förster-Funke-Allee 15 gefahren.
Was macht ihre Organisation?
Hier in dieser Region wird viel gespendet, was ist auch sehr schön ist. Wir nehmen diese Spenden an, sortieren sie und bieten sie hier im Laden an. Wir bestücken aber inzwischen auch Ukraine Transporte. Wir haben einige Kontakte, z.B. zur „Direkthilfe Münster aus Zossen“, die regelmäßig in eine im Südosten liegende Region in der Ukraine fahren. Und da im „tieferen“ Brandenburg nicht mehr so gut gespendet wird (z.B. in Zossen) bekommen sie Hilfe von uns. Sie suchen ganz speziell Decken, Schläfsäcke, Lebensmittel, Hygeneartikel, Medizinischeartikel, weil die Direkthilfe vor Ort u.a. auch ein Krankenhaus, eine Schule und ein Kinderheim versorgen.
Aktuell gab es noch einen Aufruf der Diakonie für ein Erstaufnahmelager in Tempelhof, in dem unbegleitete Flüchtlinge, vornehmlich junge Männer und Minderjährige ankommen. Und die brauchten jetzt auch ganz dringend Kleidung, wie warme Jacken. Da haben wir ganz viel zusammengestellt und die Sachen fahren wir jetzt dorthin.
Außerdem betreue ich noch unsere Social Media Plattform mit vielen Spendenaufrufen. Darüber hinaus gab es die Idee eine psychologische Beratung anzubieten. Dafür gibt es hier extra einen Beratungsraum und eine russisch sprechende Beratungsfachkraft, die sich zur Verfügung stellen würde. Denn Eure 5.000 € haben wir noch nicht verwendet. Hier wollten wir uns noch mit Euch kurzschließen und abstimmen. Damals war angedacht im ehemaligen Standort, dem NH Hotel ein Angebot für Jugendliche mit einem Jugendzimmer mit Billardtisch einzurichten. Wir hatten dort auch bereits begonnen, die Idee konnte dann aber nicht umgesetzt werden, weil aus Brandschutzgründen dann doch keine Flüchtlinge einziehen konnten. Im neuen Standort haben wir leider keinen Platz für ein Jugendzimmer. Deshalb die Idee eine psychologische Beratung anzubieten. Aber die Schülersprecher des WBGym haben sich mehr für Sprachkurse eingesetzt. Das kann auch umgesetzt werden.
In der alten Schule gibt es einen Raum und dort könnten wir auch einen Sprachkurs anbieten. Da warten wir jetzt noch auf euer Feedback, um zu starten.
Wie finden Sie, dass das WBGym die Organisation unterstützt?
Bei mir ist die Begeisterung groß, dass durch die Schule regionale Arbeit unterstützt wird, vor allem weil die Unterstützung nicht in große Verwaltungsapparate geht, sondern direkt in die Projekte.
Wie kann jeder Einzelne ihre Organisationen unterstützen 
(auch ohne Geld)? Welche Hilfe brauchen Sie?
Ehrenamtliche Unterstützung ist immernoch und immer wieder gern willkommen – es gibt Zeiten, da ist die Spendenbereitschaft sehr hoch, z.B. vor Weihnachten oder es gibt Tage, an denen ca. 50 Flüchtlinge in den Laden kommen – Es kommen manchmal Spender, Bedürftige und die Direkthilfe gleichzeitig und da ist jede helfende Hand beim Annehmen, Sortieren, Organisieren und Koordinieren im Laden und auch bei der Bestückung der Transporte willkommen.
Welchen weiteren verlauf des Ukraine Konfliktes erhoffen sie Sich?
Natürlich in erster Linie, dass der Krieg am besten von jetzt auf gleich aufhört, aber das ist unrealistisch. Man hat auch keine Idee, wie und wie lange der Krieg noch weitergeht. Die Ukraine-Hilfe möchte und wird aber solange es geht helfen. Insbesondere auch dann wenn es irgendwann ein Ende des Krieges gibt soll für den Wiederaufbau unterstützt werden. Das Ziel des Willkommensladens ist aber auch für alle Flüchtlinge der Region Anlaufstelle und offen zu sein.
Wie helfen Sie konkret noch außer mit Spenden? Gibt es z.B. Angebote für Jugendliche?
Es werden auch gezielt Aufrufe gestartet, wenn man konkrete Anfragen hat, was wo gebraucht wird. Wir unterstützten auch durch Beratung beim Ausfüllen von Anträgen oder die Organisation von alltäglichen Problemen, die durch die Sprachbarriere zustande kommen (z.B. man braucht einen Transport von A nach B oder Handwerker anrufen etc.). Die wenigsten Flüchtlinge können deutsch. 
Also ist ein Sprachkurs doch sehr wichtig?
Auf jeden Fall. In der alten Schule wird auch aktuell ein Sprachkurs durchgeführt – allerdings nur für Erwachsene. Daher wäre die Spende in Sprachkurse für Schüler des Weinberggymnasiums aber auch der anderen Schulen zu investieren sehr gut und wichtig – Problem ist allerdings noch der zeitliche Rahmen, da die ukrainischen Schüler nach der deutschen Schule oft sogar noch online die ukrainische Schule besuchen. Hier müssen wir noch klären zu welcher Zeit Sprachkurse stattfinden können.
Kann man auch die alten Schulsachen (z.B. Bücher) spenden?
Gern, nicht wegwerfen. Insbesondere die alten Arbeitshefte gehen und helfen gut. Manchmal hat man sogar noch aus der Grundschule Hefte, in denen nur die ersten Seiten genutzt wurden und der Rest leer ist, die kann man gut weiterverwenden. Aber auch Bücher und andere Schulmaterialien können gern gespendet werden.
Was wird am meisten gebraucht?
Für die Transporte vor allem: Schlafsäcke, Decken, medizinische Artikel, Gaskocher, Powerbanks.
Vor Ort im Laden vor allem Töpfe und Pfannen, Haushaltsartikel, kl. Elektrogeräte.
Kleidung wird am meisten gespendet, da werden wir gut versorgt aber insbesondere Haushaltswaren und Dinge, die man für das Einrichten eines kleinen Zimmers etc. braucht, werden uns aus den Händen gerissen.
Übernehmen Sie eigentlich auch Wohnungsvermittlungen oder eher weniger?
Machen wir auch. Wenn jemand was such, dann teilen wir das in unseren Kanälen. Z.B. über nebenan.de. Es gibt auch einen ukrainischen Chat und ganz neu gibt es seit diesem Jahr auch Migrationssozialarbeiter (in TKS), die dann gezielt weiterhelfen können. Da gibt es auch ein Treffen, um zu besprechen wie man da gut zusammenarbeiten kann.
Es ist eine besondere Atmosphäre wenn man anderen helfen kann. Wie ist es, wenn jemand aus besonders stark umkämpften Gebieten kommt, ist die Atmosphäre da noch einmal anders oder bedrückender?
Wir hatten schon einmal eine junge Mutter, die ihr Handy verloren hatte. Sie kam weinend in unseren Laden und war völlig verzweifelt, da sie damit gänzlich den Kontakt zu ihrem Mann und in die Ukraine verloren hatte. Für sie brach eine Welt zusammen. So was erleben wir hier auch und das bedrückt. In diesen Fällen wäre es schöne eine psychologische Betreuung anbieten zu können – daher kam auch die Idee der UkraineHilfe selbst, da wir ehrenamtlichen MA hier dann nur bedingt helfen können.
Würden Sie die Sprache wenn es noch länger geht noch lernen?
Ich würde natürlich gern noch die Sprache lernen, aber dafür fehlt mir leider dann doch die Zeit, weil ich noch andere soziale Projekte betreue. Aber ich lerne einige Worte vor Ort im Laden und wir nutzen dann oft den Translater. Und auf früheren Urlaubsreisen hat es mir durchaus auch Spaß gemacht, wenn man mit Händen und Füßen reden musste. Das kann witzig sein, wenn man dann z.B. die Restaurantkarte nicht versteht und mit in die Küche geht und in die Töpfe gucken darf. Das ist dann auch ein Erlebnis.
Dankeschön, dass Sie mir so viel von sich und der Ukrainehilfe erzählt haben.
„Ja sehr gerne.“
Ich denke, dass Sie noch sehr viel Hilfe brauchen können und es sollten sich doch noch ein paar Menschen finden lassen, die hier helfen wollen.

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